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Mitgenommen

Aufwachsen zwischen zwei Welten

Einführende Worte

Es lohnt sich zuzuhören

von Ursula Thöle-Ehlhardt

Auch in diesem dritten Band zur Gastarbeitergeschichte kommen Menschen miteinander in Kontakt und ins Gespräch, die mit sehr unterschiedlichem Lebenshintergrund hier in Melle zusammenleben. Jugendliche, die hier mit durchaus unterschiedlichen Lebensvoraussetz- ungen heranwachsen, treffen auf Menschen, die als Kinder aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen wurden. …

… Deren Eltern, die sich als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter auf den Weg in ein anderes Land gemacht hatten, mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt Entscheidungen über den Lebensmittelpunkt der Familie treffen – mit gravierenden Folgen besonders für die Kinder. Diese Entscheidungen waren ohne Trennungen und ohne den Verlust an Vertrautem nicht möglich. Für die Kinder der Familien bedeutete dies ein Hin und Her zwischen zwei Lebenszentren, da es sich für die Eltern oft schwierig gestaltete, eindeutige und langfristige Entscheidungen zu treffen. Daraus resultierte ein Aufwachsen und Leben für die Kinder mit Trennungen, Abschieden, Hürden und Hindernissen, aber auch mit neuen Perspektiven, mit Chancen und Kompetenzen. Viele Erzählungen, Geschichten und Anekdoten begegneten den Jugendlichen unserer Arbeitsgruppe, viel Erlebtes und Gelebtes, eine bunte Vielfalt mit Brüchen und Heilungen, aus Lebensfragmenten mit Fragestellungen, Irritationen, Chancen und Perspektiven. Wir versuchen uns mit diesem Buch dieser Komplexität zu nähern, vor allem aber den Menschen Raum, Stimme und Gesicht zu geben, denen oft mit vereinfachten Zuschreibungen oder auch Vorurteilen begegnet wird.

Es lohnt sich einander zuzuhören.

Einblicke

Stimmen zum Projekt

Die Schülerredaktion

Almera
Ich bin selber auch „mitgenommen“ worden und habe eine ähnliche Lebensgeschichte wie unsere Interviewpartner. Ich fühle mich jetzt nicht mehr so alleine mit meiner eigenen Geschichte. Auch andere haben das erlebt. …

…Ich bin 2017 im Alter von 12 Jahren mit meiner Familie aus Kroatien nach Buer gekommen. Geboren bin ich am 25.06.2005 in einem Auto in Kosterena in Kroatien. Dazu gibt es sogar einen Zeitungsartikel dazu. Meine Eltern sind Zecirija und Mukadesa Seh. Ich habe drei Geschwister: Jasmina 26 Jahre, Adem 23 Jahre, Jasmin 19 Jahre. Wir wohnten in einem eigenen Haus in der Nähe der Küste. Im Garten bauten wir unser eigenes Gemüse an.
Ich hatte in Kroatien viele Freunde – und auch mehr Freiheiten. Nach der Schule waren wir immer draußen, verbrachten Zeit am Meer und im Wald, wir bauten Häuser aus Sträuchern und Palletten. Mit meiner Freundin spielte sie im Verein in einer Fußballmannschaft.

Mein Vater hatte zwar Arbeit in Kroatien, wollte aber für seine Familie ein besseres Leben. Ein Freund vermittelte ihm eine Arbeitsstelle in Bünde, und er fuhr im Sepember 2017 alleine nach Deutschland. Nach zwei Monaten bekam er eine Festanstellung bei einer Küchenfirma in Bruchmühlen. Im November 2017 holte er dann die Familie nach Deutschland. Mit einem PKW fuhren wir nach Buer.

Meine Klasse überraschte mich am letzten Tag in Kroatien mit einer Abschiedsfeier. Dabei bekam ich von meinen Freunden kleine Andenken und Bilder. Ich musste die ganze Zeit weinen.

Ich vermisse die Zeit mit meinen Freunden in Kroatien und den Geruch vom Meer.

Ich wollte nicht nach Deutschland gehen. Mein erster Eindruck von der Wohnung hier in Buer war: „Kalt!“. Ich empfand alles nur als scheiße!
„Hier finde ich nie Freunde. Warum muss mir das passieren und nicht jemand anderem.“ In den ersten zwei Wochen in Buer habe ich mein Zimmer nicht verlassen. Ich wollte nicht einmal kurz nach draußen gehen. Ich hatte Angst, dass ich die deutsche Sprache nie lerne.

In der Schule konnte ich mich mit den Lehrern auf Englisch und mit einigen Schülerinnen etwas auf Türkisch verständigen. Zuerst hatte ich keine Freunde in der Schule, aber nach einem halben Jahr habe ich mit Vildan, Nisa und Dilruba neue Freundinnen gefunden. Sie haben mir bei der deutschen Sprache sehr geholfen und mich ganz viel korrigiert. Heute treffen wir uns auch privat, und ich fühle mich sehr wohl mit ihnen. Besonders meine Freundin Zeynep ist für mich sehr wertvoll. Mit ihr kann ich über alles reden und ich bin glücklich sie in meinem Leben zu haben.

In Kroation dauerte die Schulzeit immer nur bis 13.15 Uhr. Hier in Deutschland bin ich an langen Tagen erst um 16.00 Uhr zuhause, und dann muss ich oft noch Hausaufgaben machen. Da gehe ich anschließend nicht mehr raus.

Mit meinen Freunden in Kroatien halte ich über die sozialen Medien (Instagram…) weiterhin Kontakt, und in den Sommerferien fahren wir oft nach Kroatien und in den Kosovo zu Familienangehörigen.
In Kroatien habe ich mich wohler gefühlt. Dort kannte ich jeden im Ort. Ich habe die kroatische Staatsbürgerschaft.

Ich fühle mich in Buer jetzt sehr wohl, aber meine Heimat innerlich ist Kroatien.

Celine
Die Interviews und Gespräche mit den Menschen über die damalige Situation sind sehr spannend. Auch meine Mutter ist damals von Russland nach Deutschland mitgenommen worden. Die Geschichte meiner Mutter – …

…auch dass auf die Notunterkunft in Bad Salzuflen, in der meine Mutter mit ihren Eltern untergebracht war, nachts ein Brandanschlag verübt wurde – habe ich erst hier erfahren. Ich wusste das alles gar nicht.
An diesem Projekt teilgenommen zu haben war eine sehr gute Entscheidung. Anfangs hatte ich so meine Zweifel, aber das hat sich dann schnell gelegt. Es war auch sehr interessant, sich die vorherigen Bücher durchzulesen und zu sehen, was manche Menschen schon durchgemacht haben.
Bei dem Gestalten des Buches dabei zu sein, mitzuwirken und zu sehen, wie das Buch sich entwickelt, war atemberaubend. Seit dem Sommer besuche ich daher die Berufsschule in Osnabrück im Berufsfeld Gestaltung und absolviere mein Betriebspraktikum im Bereich Webdesign.

Colin
Das Projekt war sehr interessant und spannend für mich. Die Geschichten über ihr Leben, die unsere Interviewpartner erzählt haben, waren sehr beeindruckend. Die Menschen, die vor mir saßen, haben mich sehr interessiert – …

…diese alten Lebensgeschichten zu erfahren. Vor allem das Vertrauen in uns, dass unsere Interviewpartner auch über Erlebnisse aus ihrem Leben erzählen konnten, welche später nicht im Buch erscheinen sollten, hat mich stark beeindruckt. Sogar meine Mutter hat dieses Projekt auch sehr interessiert, und nach jedem Interview fragte sie nach, wie es denn war.

Viele dieser Menschen haben Ausländerfeindlichkeit und Mobbing erlebt, wurden ausgegrenzt. Das ist ein Thema, das ja auch wir kennen und erleben, wenn auch aus anderen Gründen manchmal. Ich kann das gut nachvollziehen, wie es diesen Menschen ergangen sein muss. Ich habe Verständnis für sie und weiß, wie schnell das geht, und wie es sich anfühlt. Die andere Seite, die ich erfahren habe, ist die, dass man in diesen Gesprächen erfährt, dass es vielen Menschen so geht, dass sie wegen irgendetwas angefeindet und zu Außenseitern gemacht werden. Dann kann man seine eigenen Gefühle auch besser aushalten und fühlt sich nicht als einziger, dem es so geht oder ergangen ist.

Ich wünsche mir, dass viele dieses Buch lesen und dass es Verständnis und Toleranz für andere Menschen fördert. Das wäre ein schöner Erfolg.

Dilruba
Die Geschichten der Menschen zu hören, ihnen gegenüber zu sitzen und während des Interviews ihre Gefühle und Emotionen zu erfahren, während sie über ihr Leben erzählen, uns ganz persönliche Geschichten anvertrauen, …

…das ist etwas ganz Besonderes für mich. Wir haben viele bewegende und auch traurige Geschichten gehört, und alle haben uns großes Vertrauen entgegengebracht, indem sie uns diese Geschichten erzählt haben. Das war nicht immer leicht für sie.
Schön fand ich auch, dass wir bei der Entstehung und Gestaltung des Buches mitwirken konnten und auch die Geschichten für die Rollups gemeinsam aussuchen konnten.
Ich wünsche mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen – und sie danach mit Verständnis, Mitgefühl und Respekt an die Gastarbeiter und auch die Kinder der Gastarbeiter denken. Dass die Menschen erkennen, was die Gastarbeiter mit ihrer Arbeit für Deutschland geleistet haben, und wie schwierig und manchmal auch sehr schmerzvoll es für die Kinder war, die einfach mitgenommen wurden.

Hanna
Das Buchprojekt war für mich sehr schönes Projekt. Die Geschichten zu hören war spannend und sehr bewegend für mich. Diese Menschen haben als Kinder und Jugendliche viel durchgemacht. Diese Geschichten in einem Buch zu schreiben ist sehr wichtig. …

…Heute hängen wir nur noch vor dem Smartphone – Sozial Media Präsenz – und definieren uns nur noch über Aussehen, Kleidung, Frisur usw. Es wird uns vorgelebt, wie man auszusehen und zu sein hat.
In unseren Gesprächen haben uns die Inverviewpartner ganz persönliche Einblicke in ihr Leben gegeben. Sie erzählten uns sehr berührende und wahre Lebensgeschichten – ungeschönt mit Fotos aus ihrem echten Leben. Ihre Geschichten aufzuschreiben ist sehr wichtig, auch um anderen die Ängste vor dem sogenannten Fremden zu nehmen und fremde Sichtweisen zu verstehen. Beim Lesen eines Buches erfahre ich viel und bilde mir meine eigene Meinung, deshalb sind Bücher für mich sehr wichtig. Dass ich bei der Gestaltung dieses Buches auch noch mitwirken konnte, war sehr spannend für mich und hat mir viel Spaß gemacht.

Nisa
Meine beiden Tanten und mein Onkel sind als Kinder mit nach Deutschland und wieder zurück in die Türkei genommen worden. Sie jetzt zu interviewen und ihre Geschichten zu erfahren ist sehr bewegend für mich. Vieles davon habe ich bis heute nicht gewusst. …

…Etwas ganz Besonderes sind für mich die Interviews in den Wohnungen der Menschen, wenn wir gemeinsam mit Ihnen in die Fotoalben schauen und sie uns ihre Geschichten zu den Bildern erzählen. Sie können gar nicht aufhören, und schnell sind ein paar Stunden vorbei. Auch die Familienmitglieder freuen sich sehr über unseren Besuch.
Das Buch informiert darüber, wie die Kinder der Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Ich habe viel Neues in diesem Projekt dazu gelernt. Es ist auch ein Buch für nachfolgende Generationen, damit die Geschichten nicht vergessen werden. Ich bin dankbar, dass ich an diesem Projekt teilnehmen konnte.

Vildan

Die Lebensgeschichten der Kinder der Gastarbeiter interessieren mich sehr. Die Leute selber zu interviewen und direkt mit ihnen zu sprechen finde ich sehr spannend. Das Buchprojekt ist für Menschen, die so eine Lebensgeschichte, …

wie sie die Kinder der Gastarbeiter erfahren haben, selbst nicht erlebt haben und nicht kennen, sehr wichtig. Durch diese Biografien können sie die einzelnen Schicksale dieser Generation kennen und auch verstehen lernen. Auch in meiner Familie gibt es diese bewegenden Geschichten. Dass wir dabei auch noch das Buch mitgestalten konnten, finde ich total gut.  

Ich freue mich sehr, dass ich an diesem Projekt teilnehmen konnte und die Geschichten durch dieses Buch nicht vergesssen werden. Das Buch ist etwas ganz besonderes für mich und meine Familie.

Die Initiatorinnen

Uschi Thöle-Ehlhardt
Auch in diesem Projekt, unserem dritten Band zur lokalen Gastarbeitergeschichte, begegnen sich Menschen, die mit ganz unterschiedlichem Lebenshintergrund in unserem dörflichen Umfeld zusammenleben. Wir bringen junge Menschen in Kontakt mit der älteren Generation, mit Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen sich auf den Weg gemacht haben…

oder eben auch ‚mitgenommen‘ wurden in ein anderes Land, in einen anderen Kulturkreis, mit Hoffnungen, mit Erwartungen, mit Vorbehalten, mit Sorgen, mit Abenteuerlust…

Kinder wurden auf den Wegen ihrer Eltern manchmal zurückgelassen, dann mitgenommen, oft entstand ein Hin und Her zwischen den Welten, weil Entscheidungen kaum zu treffen waren, ohne den Verlust an Beziehungen zu vertrauten und geliebten Menschen, ohne Trennungen und Unsicherheiten im Umgang miteinander. 

In diesem Buchprojekt bringen wir direkt Menschen aus verschiedenen Generationen miteinander ins Gespräch, die sich gemeinsam über eine wichtige Lebensphase austauschen, über Kindheit und Jugend – die einen, die ihre Geschichte des Aufwachsens zwischen den oder mit zwei Kulturen reflektieren, darüber ungefiltert und mit ihrer ganz persönlichen Wahrnehmung erzählen – die anderen, die gerade in dieser Phase der Orientierung sind, die sich auf den Weg machen um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, teilweise auch mit eigenen Brüchen in der Lebensgeschichte, teilweise auch aufgewachsen mit ähnlichen Erlebnissen. 

Neben der Wahrnehmung von Lebenssituationen und persönlichen Geschichten anderer gilt es miteinander ins Gespräch zu kommen, sich zuzuhören, verstehen lernen, Interesse für die Situation anderer zu entwickeln, respektvoll miteinander umzugehen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen – auch wenn die Menschen aus einer ganz anderen Generation und aus ganz anderen Lebensbezügen kommen. Diese Gesprächssituationen für alle empathisch zu gestalten und zu begleiten, ist Annegret Tepe auch in diesem Buch wieder ausgesprochen gut gelungen. 

Menschen wahrnehmbar und sichtbar machen, die oft ein Schattendasein führten (und führen), die nur „Gast“ und auf einer Zwischenstation waren oder so wahrgenommen wurden, die nicht das Gefühl hatten und haben konnten wirklich dazu zu gehören, die oft geschwiegen haben – das möchten wir mit diesem Buch erreichen und ein Zeichen dafür setzen, dass dieses auch zwischen den Generationen möglich ist. 

Annegret Tepe

Mit diesem dritten Buch über die Kinder der ersten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter ist wieder ein Buch mit eindrucksvollen und sehr bewegenden Lebensgeschichten entstanden. Während der Interviews haben uns die Befragten großes Vertrauen entgegengebracht. …

… Sie erzählten uns ehrlich und direkt ihre Lebensgeschichten, von den Brüchen und Trennungen in ihrem Leben, auch wenn ihnen diese Erinnerungen immer noch sehr weh tun. Sehr beeindruckt hat mich die große Wertschätzung und das Verständnis gegenüben ihren Eltern, auch wenn deren Entscheidungen oftmals viel Leid verursacht haben. Es sind Geschichten, die berühren und uns zum Nachdenken anregen.
Ich bin sehr stolz auf die Jugendlichen, dass sie trotz der wiederholten pandemiebedingten Unterbrechungen und Einschränkungen bis zum Schluss motiviert und neugierig am Buchprojekt mitgearbeitet haben. Die Interviews haben wir in den Räumen der Schule, am Abend und an den Wochenenden in den Wohnungen oder aufgrund der geltenden Abstandsregeln draußen – auch im Winter bei eisigen Temperaturen – durchgeführt. Das Interesse der Jugendlichen an den Lebensgeschichten der Kinder der ersten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, ihnen wertschätzend, freundlich und einfühlsam zuzuhören, hat mich sehr beeindruckt.
Ganz lieben Dank an Ursula Thöle-Ehlhardt für die Erarbeitung der Struktur des Buches, die Ein- und Zuordnung, Korrektur und Ergänzung der vielen gesammeltenTexte und Materialien. Herzlichen Dank an Vahdettin Kilic für die Unterstützung während des Projektes und besonders an Lukas Ehlhardt für die professionelle Arbeit mit den Jugendlichen, sowie für die künstlerische Gestaltung und das Layout des Buches und der Ausstellungsmaterialien.
Gemeinsam mit Jugendlichen ist ein eindrucksvolles Buch über die Lebensgeschichten der Kinder der ersten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter entstanden. Ich freue mich sehr, dass ich dieses Projekt wieder begleiten durfte und bin sehr dankbar für die vielen schönen Begegnungen.

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Preise und Auszeichnungen

bfdt
2018

Netzwerk Jugendhaus Buer e. V. in Hannover vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ geehrt – Lob von Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz

Während eines Festaktes im Mosaiksaal des Neuen Rathauses in Hannover zeichnete das „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ (BfDT) am Donnerstagabend zehn Vereine, Verbände und Institutionen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als vorbildlich für ihr zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland aus – darunter das Netzwerk Jugendhaus Buer e. V. für das Buchprojekt „Angekommen – Buer und seine Gastarbeiter“.
 „Sie fördern das Miteinander in unserem Land – und zwar auf ihre eigene, besondere Weise. Und Sie schützen damit unsere demokratischen Werte”, würdigte die Niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz in ihrer Laudatio die Leistungen der Preisträger. Dieser Schutz sei an vielen Orten und insbesondere dann unverzichtbar, wenn demokratische Werte missachtet, Menschenrechte negiert oder die Gleichwertigkeit von Menschen in Frage gestellt würden.

Johann-Bünting-Preis 2018

Auszeichnung für die Buch-Projekte zur Gastarbeitergeschichte
Johann Bünting-Förderpreis geht nach Buer

Die Johann-Bünting-Stiftung aus Leer verlieh am 25. Mai zum elften Mal ihren Förderpreis für Projekte in den Kategorien „Alt für Jung“ und „Jung für Alt“.
„Wir fördern Bildung. Dabei liegt unser Fokus auf Projekten, die das Zusammenleben von Jung und Alt beispielhaft unterstützen“, betonte Peter Detmers als Vorstand der Johann Bünting-Stiftung. „Das sind Projekte mit einem außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement. Wir möchten sie nicht nur finanziell unterstützen, sondern für sie eine Öffentlichkeit herstellen mit der Verleihung der goldenen Ehrenmedaille – verbunden mit der Hoffnung, dass auch ein Nachahmungseffekt entsteht, dass wir weitere Menschen mit dem Geist der Ehrenamtlichkeit infizieren. Denn eine älter werdende Gesellschaft ist ohne Ehrenamt nicht denkbar.“

Die Zahl der Vorschläge war mit über 70 Einreichungen wieder groß, und die Wahl für die fünfköpfige Jury keine leichte. „Wir hatten wieder viele interessante Projekte unter den Vorschlägen, die uns – beziehungsweise die Jury – wirklich begeistert haben“, erklärte Peter Detmers. „Darum vergeben wir auch in diesem Jahr neben den Preisen in den Kategorien „Alt für Jung“ und „Jung für Alt“ sowie dem Schulprojekt noch einen weiteren Sonderpreis für ein herausragendes Engagement.“
Die drei erstgenannten Auszeichnungen sind mit jeweils 5000 Euro dotiert, der Träger des Sonderpreises erhält 1000 Euro.

Auszeichnung für das Schulprojekt geht nach Buer
Als Schulprojekt sind die im Zuge der Integrationsarbeit entstandenen Buchprojekte zur örtlichen Gastarbeitergeschichte geehrt worden. Seit fünf Jahren engagieren sich Schülerinnen und Schüler der Lindenschule in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Jugendhaus Buer e.V. intensiv für verschiedene integrative, generations-übergreifende Projekte. Dabei erforschen junge Menschen auch in ihrer Freizeit die Geschichte der älteren Generation ihres Ortes, der Zugezogenen wie auch der Einheimischen. Im Zuge dessen wurden zwei Bücher veröffentlicht und zwei Ausstellungen konzipiert. Vorgeschlagen für die Auszeichnung wurde die engagierte Gruppe von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Melle, Marita Feller.
Celia Hübl, die stellvertretende Leiterin des Bünting Teemuseums, zeigte sich in ihrer Laudatio beeindruckt von der einfühlsamen Arbeit der jungen Menschen im Kontakt mit der älteren Generation der ehemaligen Gastarbeiter und deren Frauen. Zudem lobte sie den zusätzlichen zeitlichen Aufwand, der in diesen Projekten geleistet wurde und weit über das übliche Maß von Schulunterricht hinaus gehe. Entstanden seien eindrucksvolle Zeitdokumente von großem Wert.